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Faltbares Licht - Film Noir Look mit Systemblitzen

Der Systemblitz - für einige Fotografen ist er Sinnbild für mehr kreative Möglichkeiten, für viele andere jedoch noch immer ein Übel, das es möglichst zu meiden gilt.

Entsprechend viele Fotografen scheuen das Blitzlicht – und das zu Recht, denn oft sehen geblitzte Aufnahmen einfach gruselig aus.

Vor allem dann, wenn der eingebaute kleine Blitz der Kamera zum Einsatz kommt oder mit dem Systemblitz einfach nur „ein Eimer Licht“ geradeaus geworfen wird.

Dabei kann so ein Blitz für erstaunlich gute Bildergebnisse sorgen – wenn er mit einem guten Lichtformer eingesetzt wird.

Der Systemblitz

Ein guter Systemblitz bietet heute genug Leistung, um auch komplexere Aufnahmesituationen zu bewältigen. Dabei bietet er einige Vorteile: Er ist relativ kostengünstig, klein, leicht und ziemlich mobil.

Zu seiner Höchstform läuft so ein Blitz allerdings erst auf, wenn er von der Kamera abgenommen wird und per Funk oder Infrarot ausgelöst wird.

Dann sorgt er im Foto für Tiefe, kann einem Model Kontur geben oder Bilddetails hervorheben.

Lichtformer

Bei diesem Ein-Licht-Setup mit einem SB-900 sorgt eine McNally Ezybox von Lastolite für angenehm weiches Licht mit sanft abfallenden Schatten. © Faces of Vegas, Model: Onna Sakura (www.onna-sakura.de)

Mobiles Arbeiten mit Lichtformern

Für Systemblitze gibt es mittlerweile eine enorme Auswahl an Lichtformern. Ob es nun der klassische Beauty Dish in kleinen, rund 40 cm messenden Varianten sein soll oder eine Softbox - der Systemblitz-Anwender kann auf ein recht breites Angebot zurückgreifen – Anbieter wie Lastolite, Phottix oder die Sambesi Group bieten hier ein umfangreiches Programm an.

Hier ist die Handlichkeit ein wesentliches Kriterium, denn wenn man als Fotograf mit kleinen und leichten Blitzgeräten unterwegs ist, möchte man auch sonst mit möglichst wenig Ballast arbeiten.

Noch flexibler ist man mit flachen, formbaren Lichtformern, wie sie unter anderem von Honl oder Rogue angeboten werden. Hier werden Reflektoren oder auch Grids per Klettband am Blitz befestigt und sorgen für eine Vielzahl von Lichteffekten.

Mit solchen Lichtformern ausgestattet, könnt Ihr auf relativ einfache und kostengünstige Art hochqualitatives Licht nutzen.

Der Vorteil dieser Systeme liegt vor allem darin, dass sie relativ leicht sind, platzsparend zusammengelegt werden können und so auch im mobilen Einsatz gute Dienste tun.

Dieses Bild entstand nur wenige Minuten vor dem Auftritt, so dass alles ganz schnell gehen musste. Hier habe ich mit einen SB700, auf dem ein Flashbender montiert war und einem SB910 in einer 60cm Phottix Octabox gearbeitet. © Faces of Vegas, Model: Tinka Demand (www.tinkademand.de)

Klassische Film Noir-Lichtstimmung nachgestellt

Um zu schauen, was man ohne viel Aufwand erreichen kann, habe ich versucht, mit drei normalen Systemblitzen einen Bildlook im Stil des „Film Noir“ nachzuempfinden.

Die ganze Aktion sollte so unaufwendig wie möglich sein - ich habe daher nur meine Blitze und ein paar flexible Lichtformer, in diesem Falle Flashbender, eingepackt.

Jedes ähnliche Produkt eines anderen Herstellers tut es aber auch.

 

Faltbares Licht für den Systemblitz - Film Noir Look

Ein Ergebnis unseres „Film Noir“-Aufbaus, Hier mit 31 mm Brennweite bei f/9,0. Model: Dia Dence

Diese Flashbender sehen auf den ersten Blick aus wie eine normale Reflektorkarte, bestehen aber aus einen Nylonmaterial, das auf ein Skelett aus zwei bzw. drei bieg- und formbaren Stäben aufgezogen wurde.

Durch diese Stäbe lässt sich der Reflektor in nahezu jede beliebige Position biegen, um den Verlauf des Lichtes ganz nach Wunsch zu steuern.

Das Praktische ist, dass sich diese Konstruktion zum Transport flach in der Fototasche verstauen lässt.

Systemblitz statt Fresnel

Während die klassischen Hollywood-Fotografen auf Fresnel-Scheinwerfer setzten, wollen wir diesen Look mit Systemblitzen erreichen - dazu noch, ohne auf aufwendige Lichtformer zurückzugreifen.

Ein Fresnel-Strahler erzeugt einen deutlich fokussierten Lichtkegel mit einem relativ weichen Schatten. Demgegenüber ist der nackte Systemblitz eher so etwas wie ein Totschläger aus hartem Licht.

Jetzt könnte man hier zu einer Softbox greifen - sie sorgt für ein wesentlich weicheres Licht. Allerdings fehlt dann der spotartige Charakter des Fresnel-Lichts.

Faltbares Licht für den Systemblitz - Film Noir Look

Bei der Aufnahme links wurde mit einem Systemblitz und einer kleinen Softbox (ca. 30 x 30 cm) gearbeitet. Das Licht ist auf das Gesicht des Models konzentriert, wodurch der Rest der Szenerie stark abgedunkelt wird. Dennoch ist das Licht der Softbox noch deutlich zu weich, es entstehen nur wenige starke Schatten. Im Vergleich dazu erzeugt die Snoot auf dem rechten Bild einen deutlich intensiveren Schattenwurf. Models: Fleur Du Mar (links), Dia Dence (rechts). © Faces of Vegas

Mit unseren Systemblitzen lässt sich das Fresnel-Licht also nicht ohne weiteres imitieren, aber wir können zumindest für ein hartes, gerichtetes Licht sorgen, mit dem wir Schatten und kräftige Kontraste erreichen.

Unsere Schatten fallen dabei um so härter aus, je weiter das Licht vom Model entfernt ist.

Film Noir Look mit Systemblitzen und Flashbender

Schwarze, durch Schatten erzeugte Flächen sind nicht zwangsläufig negativ. Man kann sie auch kreativ nutzen, um Text oder grafische Elemente hinzuzufügen. Model: Emily La Rose. © Faces of Vegas

Lichtinseln setzen

Die nächstliegende Lösung, um unsere Spots zu erzeugen, ist ein Tubus (Snoot). Mit ihm können wir das Licht ziemlich konzentriert auf eine Stelle richten.

Um das zu erreichen, habe ich für Haupt- und Haarlicht jeweils einen Reflektor zu einer Röhre geformt.

Der dritte Blitz hat einen kleinen Grid erhalten, der, ebenso wie die Reflektoren, mit einem Klettverschluss am Blitzkopf befestigt wurde.

Dieser Blitz sorgt für die Beleuchtung des Hintergrunds.

Der Lichtaufbau

Für die Aufnahme nutze ich einen Lichtaufbau mit drei Blitzen für Hauptlicht, Haarlicht und Hintergrund.

Das Hauptlicht zielt schräg nach unten und ist auf das Gesicht konzentriert.

Gegenüber vom Hauptlicht habe ich das Haarlicht aufgebaut - es beleuchtet die Haare und die Schultern.

Bleibt noch der dritte Blitz, - der mit dem Grid - der für Lichteffekte auf dem Hintergrund sorgt.

Der Lichtaufbau in einer 3D-Perspektive mit den unterschiedlichen Wirkungen von Hauptlicht (1), Haarlicht (2) und Hintergrund (3). Grafik erstellt mit set.a.light.

Ein Wohnzimmer reicht aus

Ich habe hier bewusst einen schlichten Aufbau gewählt und mich an den Möglichkeiten des heimischen Wohnzimmers orientiert.

Der Hintergrund ist eine einfache weiße Wand, vor der ein Stuhl  - neben einer Topfpflanze die einzige Ausstattung - aufgestellt wurde. Aufgrund der räumlichen Beschränkung ist der Abstand zur Wand ist mit etwa 1,5 - 2 Metern recht knapp bemessen.

Wenn Ihr mehr Platz zur Verfügung habt, nutzt ihn aus und wählt einen größeren Abstand, um einen schöneren Schattenwurf zu erhalten.

Ein Wort noch zur Topfpflanze: Pflanzen können sehr gut dazu genutzt werden, um im Strahlengang des Hintergrundblitzes für grandiose Schatten zu sorgen.

Aber nehmt das bitte nicht als Aufruf, um rasch mal den Bambus im Garten auszugraben…

Hauptlicht

Ein Blitz mit einem Flashbender als Snoot strahlt in einem Winkel von ca. 20° von oben auf das Model. Er steht rund 1,5 Meter entfernt und beleuchtet von links vorn das Gesicht.

Ist das Model sehr dunkel gekleidet, kann mit einem zusätzlichen Reflektor noch etwas Licht von unten reflektiert werden, um die Schatten ganz leicht aufzuhellen.

Hier wurde auf den klassischen, in die Ferne gerichteten Blick verzichtet, um einen dramatischen Effekt zu erzeugen. Model: Dia Dence. © Faces of Vegas

Haarlicht

Um das Model vom Hintergrund abzuheben, kommt ein weiterer Blitz zum Einsatz, der sich gegenüber dem Hauptlicht befindet.

Hier habe ich ebenfalls ein Flashbender als Snoot genutzt, um die Haare und die Schulter zu beleuchten.

Auch dieser Blitz strahlt von schräg oben, ungefähr in einem Winkel von 30°.

Allerdings fand ich das Licht dann doch etwas zu punktförmig.

Ich habe nach einem Testschuss die Formbarkeit des Reflektors genutzt und die Snoot oben etwas geöffnet, um etwas mehr Licht austreten zu lassen.

Auf dieser Testaufnahme kann man sehr gut die geöffnete Flashbender-Snoot für das Haarlicht erkennen. Model: Dia Dence. © Faces of Vegas

Hintergrund

Als Hintergrund kann neben der nackten Wand auch alles andere genutzt werden:. Beispielsweise bieten sich Stoffbahnen an, die man in einer Art Vorhang-Faltung drapiert.

Ich habe die weiße Wand mit einem Systemblitz beleuchtet und über ein Grid verhindert, dass Licht auf das Model fällt.

Um für etwas Abwechslung auf der ansonsten langweiligen Wand zu sorgen, habe ich eine Topfpflanze vor dem Blitz aufgestellt und so für einen aufgelockerten Schatten gesorgt. Ein weiterer interessanter Schatten stammt vom Stuhl selbst und wird vom Hauptlicht erzeugt.

Film Noir Look mit Systemblitzen und falbaren Lichtformern

Durch die Topfpflanze entsteht ein aufgelockerter Schatten. Steht mehr Platz zur Verfügung, kann man durch einen größeren Abstand zu Pflanze und Wand auch einen stärker definierten Schatten erzeugen. Model: Dia Dence. © Faces of Vegas

Eine generelle Anmerkung

Schon aufgrund der technischen Beschränkungen wäre es vermessen, den Stil historisch korrekt kopieren zu wollen. Hier geht es eher darum, einige klassische Stilelemente in die eigene Interpretation des Themas zu integrieren.

Alle hier gezeigten Bilder und Texte unterliegen dem Urheberrecht des Autors.

Habt Ihr auch schon unser FotoTV.LIveSet "Entfesselt Blitzen 2.0" gesehen? Dort gibt es weitere Tipps zum Einsatz von Systemblitzen.

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18. Mai 2015 - 16:06

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